Doch auch vor dem neuen Boom des Trios gab es hier und da sehr innovative Künstler, die das Genre durch Innovationen wiederzubeleben versuchten. Zu den Musikern, die dabei besodneren Erfolg hatten, gehören John Medeski (Keyboards), Billy Martin (Drums) und Chris Wood (Bass). Unter dem Namen Medeski, Martin & Wood (MMW) verfeinern sie ihr musikalisches Konzept seit 1992 (Notes From The Underground) und stehen seit 1998 (Combustication) bei Blue Note unter Vertrag.
Die erste Besonderheit an MMW ist, dass ihr Anspruch auf eine vielseitige Art puristisch ist. Typische Streitfragen des Jazz – wie akustisch versus elektrisch, oder Klavier versus Orgel – werden vollkommen ad acta gelegt. So nutzen alle drei Künstler eine Vielzahl an Effekten, Medeski spielt nahezu jedes erdenkliche Keyboardsetup und Wood wechselt frei zwischen akustischen und elektrischen Bässen. Dennoch geht es bei ihrer Musik auch darum, Ausdruckskraft in den Bahnen trockener klarheit zu kanalisieren und sich nicht in Experimenten und Arabesken zu verlieren.
Daneben spielt für die Idee des Trios auch improvisatorische Freiheit eine wichtige Rolle. Stil und Musik der Band entwickeln sich dabei in der gleichen Weise wie Einstellungen und Beziehungen der Künstler untereinander. Das beste Beispiel für die Bedeutung der Improvisation und des Zusammenspielens in einer Live-Atmosphäre stellt das neueste Projekt Radiolarians (2008/09) dar. Bevor die Titel der drei dazugehörigen Alben im Studio aufgenommen wurden, sind sie im Rahmen ebenfallsdrei verschiedener Tourneen auf der Bühne verfeinert worden.
Ein weiterer Grund für die Innovationskraft MMWs ist die häufige Zusammenarbeit mit anderen Künstler. Beispielsweise hat das Trio schon des Öfteren als John Scofields Begleitband agiert und John Medeski hat erst unlängst mit Größen wie Andy Hess und Stanton Moore gespielt. Doch auch über das Jazz-Genre hinaus haben Medeski, Martin und Wood Kontakte geknüpft. So ist Medeski Teil der Gospel-Kombo The Word, die 2001 ein gleichnamiges Album veröffentlicht hat und zu der auch Robert Randolph an der Slideguitar gehört.
Auch für eigene Alben greifen MMW gerne auf die Hilfe anderer Musiker zurück. So blickt das Trio auf eine lange Zusammenarbeit mit Musikern von Sex Mob zurück, das Album End Of The World Party (just in case) wurde von John King produziert, der eigentlich eher im Pop Bekanntheit erlangt hat, und der Avantgarde-Gitarrist Marc Ribot gehört schon fast fest zum Line-Up. Daneben ist Scratching ein festes Element der Musik des Trios, wodurch auch Kooperationen mit diversen DJs zustande kamen.
All diese Einflüsse und der feste Wille, sich mit jedem Album neu zu erfinden, machen MMW zu einer der gefragtesten Kombos des modernen Jazz. Das liegt auch daran, dass MMW bei allen Neuerungen doch eine feste Identität besitzt, die sich wie ein roter Faden durch alle ihre Alben zieht. Medeskis oft perkussives Keyboardspiel, Woods vertrakte Grooves und Martins Drumming, das einen hohen Wiedererkennungswert aufweist, sorgen dafür, dass Medeski, Martin & Wood zu einer Marke geworden ist, die stets ihr Versprechen hält und doch immer wieder überrascht.
Albentipps: Notes From The Underground, Combustication, Uninvisible, End Of The World Party (just in case), Radiolarians I – III
www.mmw.net/ Share this: Facebook
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